Das Jahr begann wie das alte endete – mit viel Abstand und im Home Office. Auch für uns hieß das, dass die Ausbildungen nur Online stattfinden konnten. An technische Dienste oder gar eine Übung war im Frühjahr 2021 noch nicht zu denken.
Doch wir hatten einen Lichtblick. Mit dem Start der Covid-Impfungen für die Risikogruppe 1 war uns klar, dass es auch für uns in Risikogruppe 3 bald bergauf gehen würde und wir uns wieder im Ortsverband treffen könnten. Denn eines wurde uns immer mehr bewusst, das THW ist für uns nicht nur anderen zu helfen, sondern auch das Miteinander, der Zusammenhalt und die Freunde, die wir mit unserem THW Ortsverband verbinden.
Und so kam dann auch im Mai die Nachricht des Landkreises Offenbach, der alle Rettungskräfte des Kreises die Möglichkeit gab sich im Impfzentrum Heusenstamm impfen zu lassen. Was uns besonders stolz machte, da wir im Dezember 2020 dabei halfen das Impfzentrum aufzubauen. Schnell verfügte der Präsident des THW das es vollständig Geimpften wieder erlaubt war im Ortsverband für den Ernstfall zu Üben. Der, wie wir da noch nicht wussten, nicht mehr lange auf sich warten würde.
Denn Anfang Juli folgte auf ein paar sehr warme Tage starker Regen, sodass wir gleich zwei Einsätze hintereinander hatten.
Erst halfen wir am Schultheis Weiher in Offenbach Bürgel. Da der Weiher nur einen niedrigen Wasserstand hatte und eine Woche Sonnenschein das Ökosystem des Weihers kippen lies, starb ein Großteil des Fischbestandes, aufgrund des Sauerstoffmangels des Wassers. Um den Rest der Fische zu retten begannen wir gemeinsam mit der Feuerwehr Offenbach den Teich zu belüften und konnten nach einem Tag auch den Erfolg verbuchen wieder ausreichend Sauerstoff in das Wasser eingebracht zu haben.
Schon einen Tag später erreichte uns ein weiterer Einsatzauftrag. Auf die Hitze der letzten Tage folgte starker Regen, der im Stadtgebiet Offenbach zu Überflutungen führte. Wir unterstützen den THW Ortsverband Offenbach mit einer Bergungsgruppe.
Doch dieser Einsatz nach einen Starkregenereignis sollte nur der Anfang eines großen Übels werden das unser Land traf.
Am 15. Juli, nur 10 Tage nach unserem letzten Einsatz, klingelte das Rufbereitschaftstelefon unseres Ortsverbandes. Durch das Ahrtal rollte eine Flutwelle und lies eine Verwüstung hinter sich, wie es sie in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben hatte. Nun wurde aus unserer Ausbildung Ernst. Wir haben oft geübt, was in Fall eines Großeinsatzes zu tun war, wie wir uns verhalten sollten, auf was wir achten sollten. Schließlich ist es die Aufgabe des THW im Zivilschutzfall zu helfen. Also packten wir unsere Sachen und folgten dem Ruf der Regionalstelle in den Einsatz ins Ahrtal. Erstmal mit der Fachgruppe Wasserschaden / Pumpen und der Fachgruppe Notinstandsetzung / Notversorgung. Doch das was die Kameradinnen und Kameraden dort erwartete war nicht in Worte zu fassen. Keine Kamera, ob Video oder Bild, konnte das festhalten was sich den Helfenden zeigte. Kein Haus stand mehr, keine Straßen oder Brücken waren mehr zu sehen. Dafür fanden sie viel Dreck und Unrat, Wasser wo es nicht hingehörte und unaussprechliches Leid der Menschen, die dort lebten. Sie erfassten die Lage schnell und begannen die örtliche Feuerwehr in Ehlingen zu unterstützen. Schnell konnten sie Erfolge verbuchen und fuhren deshalb nach eineinhalb Wochen erschöpft, aber mit der Gewissheit geholfen zu haben, nach Hause.
Bei solch einem Einsatzumfang müssen alle mit anpacken, so unterstütze selbst unser Ortsbeauftragter für eine Woche in der Führungsstelle am Bereitschaftsraum am Nürburgring und half so Ordnung in das Chaos der vielen Einsatzkräfte zu bringen.
Das THW kam gut mit den Aufräumarbeiten voran. Im August sind zwei weitere Gruppen von uns ausgerückt.
Zwei Elektrofachkräfte aus unserem Ortsverband unterstützen beim Anschluss neuer Sicherungskästen, sodass die Anwohner im Ahrtal wieder mit Strom versorgt werden konnten.
Eine gemischte Gruppe des Ortsverbandes half dabei Bachläufe und Forststraßen von Unrat und angespültem Treibholz zu befreien, dass beim nächsten Regen nicht gleich wieder ein Unglück droht.
Nach den vielen Tagen im Einsatz hieß es für uns erst einmal wieder Ordnung in unser Chaos zu bringen. Alle unsere Fahrzeuge waren im Einsatz und mussten im Anschluss zum Check in die Werkstatt. Denn dort wo keine Straßen sind und man durch Matsch und Unrat fährt, leiden leider auch die Fahrzeuge. Viele Reifen mussten ersetzt werden, die Fahrzeuge bekamen eine Innenaufbereitung, da sie mit dekontaminiertem Schlamm verunreinigt waren und auch sonst ging im Einsatz allerlei kaputt.
Anfang Oktober hatte das THW dann eine tolle Nachricht für uns. Wir bekamen einen neue Wechselbrückenanhänger, um unseren angeschlagenen Anhänger der Fachgruppe WP auszutauschen. Der Wechselbrückenanhänger der Firma Junghans wird mit einem Schiebeplanenaufbau der Firma Krone vollendet.
Für die Fachgruppe N gab es ebenso eine gute Nachricht, am 26.11.2021 konnten sie einen neuen Mehrzweckgerätewagen (MzGw) in Empfang nehmen.
Eine ähnliche Nachricht erreichte uns Mitte Dezember, hier bekamen wir einen neuen Mannschaftstransportwagen (MTW) für unseren Stab. Der VW T6 wird sowohl unserem Stab als auch unserer Jugendgruppe gute Dienste leisten.
Um das Jahr gebührend zu beenden planten die Unterführer des Ortsverbandes am 13. Dezember noch eine Jahresabschlussübung. So realitätsnah wie möglich wurde über die Funkalarmmelder alarmiert. Nach einer kurzen Ansprache ging es los. Ein Unternehmen in Frankfurt meldete zwei verschwundene Mitarbeiter, die es zu finden und retten gab. In zwei Gruppen aufgeteilt, suchten die Einsatzkräfte den Bereich ab und konnten schon nach kurzer zeit die ersten Erfolge verbuchen.
Dank der 2G+ Regelung in unserem Ortsverband konnten alle Helferinnen und Helfer inklusive der Grundausbildung, an der Übung teilnehmen.
Zum Abschluss dieses Jahres möchte ich allen Helferinnen und Helfern unseres Ortsverbandes für ihr ehrenamtliches Engagement danken.
Ohne euch wäre das THW in Neu-Isenburg nicht das was es ist.
Ich wünsche allen ein gutes neues Jahr und viele positive Erinnerungen zusammen mit unseren Kameradinnen und Kameraden.
LH